Tadschikistan-Kirgistan 2016

Tadschikistan-Kirgistan 2016

29. September 2016 0 Von root

Nachdem ich in Dushanbe gelandet war hatte ich gleich mein Rad zusammengebaut, bepackt und eine frühmorgendliche Tour durch Dushanbe unternommen, da es um 5Uhr noch kaum Verkehr gab und noch angenehm kühl war. Hierbei dachte ich mir gleich mal ein paar Geldautomaten abzuklappern und Geld abzuheben. Der Urlaub begann gleich mit der Vorahnung dass MasterCard und Maestro hier wohl nicht sonderlich gut ankommen werden. Es sollten weitere 25 Abhebeversuche vergehen bis ich dann schließlich die ersehnten Somoni Scheine in meiner Hand halten konnte. Nachdem ich dann das Green Hostal erreicht hatte war ich erst mal verblüfft wie viele andere Radler auch dort waren, es sollte unterwegs also nicht komplett einsam werden. Dushanbe und leider auch alle anderen Städte auf der gesamten Tour sind nicht unbedingt die Städte in denen man euphorische Jubelschreie von sich gibt, es sei denn man steht auf altsowjetische Beton Würfel-Protzbauten. Deshalb ging es am 3. Tag dann auf dem Sattel Richtung Osten auf der Südroute über Kulob nach Khorog. Hier stellte ich fest, dass man bei Temperaturen von 36-40Grad doch recht schnell ins Schwitzen kommt, und zwar so heftig dass der Spaßfaktor dabei war sich deutlich zu minimieren. Die abendlichen Stechmücken versetzten den Armen und Beinen auch ein optisch ansprechendes Punktemuster. Wenn man dann genügend rote Punkte gesammelt hat kann man dann das Zelt schließen und bei 35Grad sich in den wohlverdienten Schlaf kratzen. Morgens ging es dann um 4.30Uhr los, solch unchristliche Zeit, aber man ist ja auch in einem Muslimischen Land.
Aber da ist ja schließlich die sagenhaft schöne Landschaft die einen ständig begleitet und einen die Widrigkeit vergessen lässt, naja ein bisschen zumindest :-). Je weiter man sich dem Pamir nähert umso gewaltiger werden die Berge und Schluchten. Man ist permanent nur noch am Staunen. Nochmals staunen kann man, wenn man über den Panj Fluss auf die Afganische Seite schaut. Tadschikistan ist ja schon ein recht armes Land, aber auf der anderen Seite ist alles nochmal um einiges einfacher. Oft sind nur kleine Pfade in den Fels gehauen welche die kleinen Dörfer miteinander verbindet. Esel statt Auto, kein Strom. Das sah vor ein paar Hundert Jahren dort bestimmt genauso aus.
Umso weiter man in den Wakhan Korridor hineinfährt desto schlechter wird die Piste und das Essen (welches vorher ja auch schon nicht so ganz umwerfend war). Da es meist kein Strom dort gibt, erübrigt sich die Nutzung eines Kühlschrankes und dementsprechend ist auch wenig Frisches im Angebot. Jedem (wirklich jedem!) der hier unterwegs war hatte die Durchfallplage, mich eingeschlossen, und mit Trapattonis Worten gesprochen, ich war zeitweise „schwach wie eine Flasche leer“. Landschaftlich denkt man dass es schöner ja nicht mehr werden kann. Aber in Tadschikistan gilt, schöner geht immer, und das zeigt sich dann auf der Strecke von Langar über den Kargush Pass zum Pamir Hochplateau. Gigantische Aussicht auf die Bergriesen des Hindukusch. Die Piste ist allerdings schlecht und sehr steil mit anstrengenden Schiebepassagen. Übrigens, Zeltmöglichkeiten gibt es überall zu genüge, oft mit super Aussicht und manchmal sogar in der Luxusvariante mit Bachlauf. Auch die Leute auf der ganzen Strecke sind unglaublich freundlich, man wird ständig eingeladen. Wenn man das Zelt aufgeschlagen hat werden einem Früchte, Tee, Brot, Joghurt gebracht und manchmal auch Kissen und Decken. Das ändert sich dann wenn man nach Kirgistan kommt, die Leute sind dort deutlich distanzierter und weniger gastfreundlich. Man merkt hier dass es zwei komplett unterschiedliche Völker sind, zum einen die Perser(Tadschiken) und das Kirgisische Turkvolk. Landschaftlich ist Kirgistan auch sehr klasse und abwechslungsreich, und Kulinarisch hat es einiges mehr zu bieten. Schon im ersten kleinen Dorf, in Kirgistan angekommen, war ich hin und weg von der Fülle des Angebotes (es gab Schokolade, Tomaten und Paprika). Richtung Ferganabecken, Osh und Jalalabad wurde es dann wieder etwas wärmer da es auf etwa 700Hm recht tief liegt. Aber das änderte sich recht schnell wieder da es zum Toktogul See schon wieder aufwärts geht. Hier in Kirgistan ist es deutlich feuchter und es regnet fast täglich einmal. Teilweise heftige Hagelschauer wo es im Zelt dann mal heftig laut werden kann. Vorbei an der Hochebene von Suusamyr wo viele Nomaden mit ihren Jurten ihre Sommerweiden haben und man den unsäglich furchtbar schmeckenden Kumys (vergorene Stutenmilch) trinken kann und dann noch die nicht viel weniger schrecklich schmeckenden Kurut (fermentierte Käsebällchen). Von Karachiy zum Song Kul ging es dann noch mal ordentlich zur Sache, die Piste ist schlecht und ohne GPS ist der Weg nur sehr schwer zu finden. Die Steigung ist im oberen Teil oftmals über 20%, bis zum Teil sogar 40% !. Da heißt es dann nicht nur schieben, sondern erst das Gepäck hochtragen, wieder runter, und anschließend das Rad hoch. Phänomenale Kilometerleistungen bekommt man so nicht gerade zustande, aber abends schläft man jedenfalls gut. Am großen Issy Kul See, dem touristischen Highlight Kirgistans, kann man dann noch viele wodkatrinkende russische Touristen in freier Wildbahn beobachten. Und zum Schluss dann Bishkek, naja wie schon erwähnt, wer große Betonwürfel mag wir sich hier wohl fühlen.
Alles in Allem kann ich nur sagen dass beide Länder wirklich großartig sind. Und ich kann jedem der ein bisschen Leidensfähig ist nur empfehlen eine Reise dorthin zu unternehmen. Die Landschaften sind atemberaubend und ursprünglich, die Leute sind aufgeschlossen und sehr nett. Und die paar Widrigkeiten die einem Unterwegs unterkommen vergisst man doch sowieso schon dann wenn man im Flugzeug nach Hause sitzt.
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